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Seminar: 10-GER-BA-A12-5 Literatur und Photographie von Theodor Fontane bis zu WG Sebald - Details

Seminar: 10-GER-BA-A12-5 Literatur und Photographie von Theodor Fontane bis zu WG Sebald - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: 10-GER-BA-A12-5 Literatur und Photographie von Theodor Fontane bis zu WG Sebald
Untertitel
Veranstaltungsnummer 10-GER-BA-A12-5
Semester WiSe 2025/2026
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 43
erwartete Teilnehmendenanzahl 30
Heimat-Einrichtung Germanistik
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Nächster Termin Donnerstag, 11.12.2025 14:15 - 15:45, Ort: SFG 0140
Art/Form
Englischsprachige Veranstaltung Nein

Räume und Zeiten

SFG 0140
Donnerstag: 14:15 - 15:45, wöchentlich (14x)

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Als in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Photographie erfunden wurde, reagierten die Literaten teils aufgeschlossen, teils skeptisch, denn sie machte ihnen und den Malern den Anspruch streitig, exakt über die Wirklichkeit zu berichten. Aber auch die direkte Umsetzung der photorealistischen Darstellung in Literatur erwies sich als schwierig. Die Photographie trat früh in eine Konkur-renzsituation zur Literatur, wenn es darum ging, die Wirklichkeit abzubilden. Dennoch übte sie auf die Darstellungsweise teils auch auf die Gegenstände der Literatur Einfluß aus. Heute nimmt die Literatur die Massenmedien wie die Photographie kaum noch als Gegenspieler wahr. War der Beginn des Dialogs zwischen den Medien Text und Photo vom Gedanken des Abbildrealismus geprägt, so verkehrte sich zumindest in der Literatur diese Position im Laufe der Zeit in ihr Gegenteil. Aspekte der Punktualität, des inszenierten und des gefälschten Bildes mit ihren Übertreibungen und Verzerrungen bilden einige Dimensionen der Kritik und auch der Interaktion von Literatur und Photographie. Teils wird sogar für die Photographie die Genauigkeit der Darstellung bezweifelt. Mit der Pop-Literatur der 1990er Jahre endet der kritische Blick auf die Massenmedien wie eben auch die Photographie. In der Erinnerungsliteratur des 21. Jahrhunderts bilden oftmals die Photographien die zentrale, oftmals die einzige Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus, mit allen damit verbundenen Problemen.
Das Seminar soll an wesentlichen Stationen diesen intermedialen Diskurs über das 20. und 21. Jahrhundert hinweg analysieren und diskutieren. Im Zentrum soll die Frage stehen, wie literarische Texte mit Problemen der Darstellung im Kontext der Medienkonkurrenz umgehen, welche Positionen sie einnehmen und wie sie die Auseinandersetzung mit der Photographie organisieren. Die Arbeit des Seminars soll durch verschiedene intermediale Konstellationen geprägt werden, die wiederum repräsentativ für die Literaturgeschichte und die Kulturgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts sind, darunter Probleme des Realismus, der Montage, der Illustration, der Literaturverfilmung und der Erinnerungskultur. Ziel ist es außerdem, die intermedialen Konstellationen an verschiedenen Textsorten und Darstellungsformen zu untersuchen, darunter Erzählungen, Romane und Satiretexte. Auch die Medientransformation vom medienanalytischen Text zu seiner Verfilmung gehört in diesen Rahmen. Was passiert mit der Medienkritik im Medienwechsel?

In der Forschung ist diskutiert worden, ob die Eingangsszenerie von Theodor Fontanes Effi Briest als literarisiertes Photo arrangiert wurde, Kafka stellt an wesentlichen Stellen seiner Romane Photos dar, gerade wenn es um Machtverhältnisse geht. Tucholsky arbeitet in seinen mit John Heartfield erarbeiteten Photomontagen die politische Wirklichkeit und die Lebenswirklichkeit seiner Zeit sati-risch auf. In der Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte der Nachkriegszeit spielt die Photographie eine wichtige Rolle, gerade wenn es um die Grenzen des Realismus durch das Eingreifen in Photos geht – bei Grass – oder um die Text-Bild-Kombinationen, die sich einem Realismus entgegenstellen, wie bei Bernhard und bei Brinkmann. Julio Cortazár schuf in einer Erzählung, in der er eine Reihe von Photographietheorien verbindet, die Vorlage für Antonionis Filmklassiker Blow Up, der im London der 1960er die heterogenen Wirklichkeiten des popkulturellen Umbruchs mit der Photographie und deren Möglichkeiten und Grenzen der Abbildung dieser Wirklichkeiten in Beziehung setzt. Nach der Jahrtausendwende etabliert sich eine Form der Erinnerungsliteratur, die die Problematik der dritten Generation nach dem Ende des zweiten Weltkriegs intensiv diskutiert. Sie ist auf Medien der Erinnerung angewiesen, besonders auf die Photographie. Dazu sollen Texte von Uwe Timm, Marcel Beyer und WG Sebald diskutiert werden. Diese Romane stellen besonders die Probleme der Geschichtsrekonstruktion durch Medien in den Mittelpunkt.

Materialgrundlage, Auszüge aus: Theodor Fontane: Effi Briest, Franz Kafka: Das Schloß, Kurt Tucholsky: Deutschland, Deutschland über alles, Günter Grass: Die Blechtrommel, Rolf Dieter Brinkmann: Rom Blicke, Thomas Bernhard: Auslöschung. Ein Zerfall, Julio Cortazár: Die Speichel-fäden des Teufels, Michelangelo Antonioni: Blow-up, Uwe Timm: Am Beispiel meines Bruders, Marcel Beyer: Spione, WG Sebald: Austerlitz.

Literatur:
Eine Forschungsbibliographie wird zu Beginn des Semesters zur Verfügung stehen, wichtige Literatur wird ebenfalls zugänglich gemacht.

Zur grundlegenden Orientierung:

Erwin Koppen: Literatur und Photographie. Über Geschichte und Technik einer Medienentdeckung, Stuttgart 1987

Anmeldemodus

Die Auswahl der Teilnehmenden wird nach der Eintragung manuell vorgenommen.

Nutzer/-innen, die sich für diese Veranstaltung eintragen möchten, erhalten nähere Hinweise und können sich dann noch gegen eine Teilnahme entscheiden.